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Das gute Leben


Vernissage: Fr.15.Juni 2018 / 19:00 Uhr
Begrüßung: Oberbürgermeister Roman Götzmann
Einführung: Dr.Caroline Li-Li-Yi, Kunsthistorikerin

 

Lob der Verschwendung

In den 20ger Jahren des letzten Jhd. vertrat der britische Wirtschaftsökonom John Maynard Keynes schlüssig das nicht Sparsamkeit, die bis dahin als Tugend galt, zu Wachstum führt, sondern allein Verschwendung Wohlstand mit sich bringt. Bis heute ist Keynes ein in der Wirtschaftsbranche viel zitierter Mann und gilt als einer der „Guten“. Aus seiner Wirtschaftsanalyse ergab sich die Idee wer wegwirft kauft, wer kauft fördert Wohlstand.

Ist das noch Zeitgemäß? Wie definieren wir Wohlstand heute? Was ist eigentlich das gute Leben?

 

"Das Gute Leben?"

1955 wurde im amerikanischen Magazin LIFE die Wegwerfgesellschaft als posotive Entwicklung beworben. Wer wegwirft muss die Dinge nicht mehr reinigen und hat Zeit für angenehmeren Zeitvertreib.
Heute - 63 Jahre später - wird geschätzt, dass über 150 Millionen Tonnen Plastikmüll die Meere belasten und dass sich im Jahr 2050 (als Gewicht gerechnet) mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren finden wird.

 

In den 40ger Jahren hatte die USA viel Entwicklungsarbeit für Einwegprodukte geleistet, die die Armee im Zweiten Weltkrieg benötigte. Nach dem Krieg kamen findige Unternehmer auf die Idee viele dieser Erfindungen für den alltäglichen Gebrauch zu vermarkten. Ein Artikel aus dem damals populären Magazin LIFE von 1955 verspricht seinen Lesern und Leserinnen einen Zugewinn an freier Zeit, wenn sie die Gegenstände einfach wegwerfen statt sie zu reinigen.

Die ihrer Funktion enthobenen Gegenstände der Installation habe ich auf Spaziergängen an der Elz, in den Wäldern und Feldern in und um Waldkirch gesammelt. Sie sind sozusagen HEIMATMÜLL, der aber nicht aus der Heimat kommt. Vieles davon wurde nicht in Deutschland, geschweige denn in Waldkirch hergestellt. Es liegen sozusagen Produkte aus aller Welt in den Ecken Waldkirchs.
Nebenbei bemerkt sind diese Produkte bei uns sehr willkommen, die Menschen, die sie unter schwierigen Bedingungen herstellen, jedoch oft nicht.

Dank unseres Müllverwaltungssystems und unserer unerschöpflichen Reinlichkeit scheint das Müllproblem bei uns kein Großes zu sein. Wir verwerten den Müll, verbrennen ihn, vergraben ihn oder entsorgen ihn wieder in die Länder, aus denen er als Gebrauchsgegenstand kam. Und doch sickert aus dem gewaltigen Warenangebot mehr und mehr Müll in die Landschaft.

Müll ist Ausdruck eines hochkomplexen Zusammenspiels verschiedenster Themenbereiche, die sich weltweit zuspitzen. Ich möchte deshalb die Frage stellen, wo wir uns eigentlich als Menschen hinentwickeln wollen. Es ist eine grundsätzliche Frage nach unseren Werten.

Der von LIFE angepriesene Zeitgewinn scheint sich nicht eingestellt zu haben, stattdessen gestaltet sich eine wachsende Zeitdichte und die Verheißung der Freiheit ist oft nur eine fragile Illusion, die Müll hinterlässt.

 

Die Installation





 

 




 

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